Pandemology: Corona-Terminologie als virtuelles Projekt

Pandemology: Corona-Terminologie als virtuelles Projekt

Die Pandemie verändert unseren Alltag. Wir müssen uns in unserer Interaktion neu erfinden: Nicht nur im privaten Umfeld, sondern auch professionell. Unternehmen müssen Infrastrukturen schaffen, um auf Distanz im Kontakt zu bleiben: mit Mitarbeitern im Home-Office, Zulieferern, Kunden. Die Zahl an virtuellen Projekten ist mit Corona stark gestiegen. Viele davon hat die Pandemie auch erst möglich gemacht. Pandemology ist eines davon. Die Initiative leistet nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Corona-Terminologie. Das Pandemology-Team macht auch vor, wie virtuelle Projekte corona-konform, agil und sehr erfolgreich abgewickelt werden.

Corona-Terminologie abstimmen: Online und kollaborativ

Pandemology ist ein frei zugängliches Diskussionsportal für die Terminologie von Pandemien. Corona-Sprachdaten können weltweit gesammelt, auf der Pandemologie-Plattform zentral verwaltet und leicht in vielen Formaten als Download zur Verfügung gestellt werden. Der Clou an der Sache: Die Corona-Terminologie wird vor der Freigabe von allen Beteiligten evaluiert. Die Initiatoren von Pandemology wollen nicht einfach ein weiteres Corona-Glossar anbieten. Ziel ist es, eine Plattform zu schaffen, auf der möglichst viele Sprachnutzer weltweit gemeinsam Corona-Terminologie abstimmen können.

Agiles Arbeiten: In vier SCRUM-Teams zum Erfolg

Die Internationale Hochschule SDI München ging mit dem virtuellen Projekt im Corona-Sommersemester an den Start. Studierende des Dualen Masterstudiengangs Translation Management entwickelten Pandemology unter Leitung von Professor Dr. Rachel Herwartz als Semesterarbeit. Beim Projektmanagement setzen die Beteiligten auf agile Methoden: Vier SCRUM-Teams übernehmen unterschiedliche Aufgaben. Das Team Recherche führt vorhandene Datensammlungen zusammen und ergänzt sie durch aktuelle Quellen. Grundlage ist eine vom Team Datenbank festgelegte, einheitliche Datenbankkonzeption. Das Team Validierung ist für die Freigabe zuständig. Es systematisiert Terminologie nach gemeinsam festgelegten Kriterien und dokumentiert das Ergebnis im Terminologieleitfaden. Das Team Marketing hat die Landing-Page mit Anleitung und Link auf die Pandemology-Datenbank entwickelt.

Projektmanagement virtuell: Die richtigen Tools helfen

Der Freigabeprozess ist der entscheidende Schritt im virtuellen Projekt. Corona-Terminologie muss dafür zunächst sortiert werden. Das Team bedient sich dabei des klassischen Workflow-Prozesses in drei Stufen:

  • New – Der Eintrag wurde in Bezug auf die Datenbankkonzeption angepasst und importiert, aber nicht weiter terminologisch geprüft.
  • In progress – Der Eintrag wird von der Community überarbeitet und diskutiert.
  • Approved – Der Eintrag wurde von einem Validierer freigegeben.

Weil Translation Management als reiner Online-Studiengang angeboten wird, läuft das komplette Projektmanagement virtuell ab. Die Teams nutzen dafür das kostenfrei verfügbare Tool Trello Free. Die wöchentlichen Abstimmungen erfolgen online mit der Open Source Software Jitsi Meet.

Online-Terminologieverwaltung: Kollaborativ zum besseren Ergebnis 

Für die Abstimmung setzt das Team auf den termXplorer, eine Online- Terminologieverwaltung mit Kollaborationsfunktionen. Die TermSolutions GmbH stellt das Terminologie-Tool, das bereits im Ebola-Projekt der Universität Heidelberg im Einsatz ist, auch für das Pandemology-Projekt kostenfrei zur Verfügung. Der termXplorer erlaubt Projektbeteiligten, bereits importierte Terminologie zu recherchieren, bei Bedarf neue Corona-Terminologie einzutragen oder bestehende zu kommentieren. Dabei führt gerade die kollaborative Vorgehensweise zu besseren Terminologie-Ergebnisse. Verschiedene Export-Möglichkeiten wie csv, xls, multiterm-xml und tbx machen das Handling leicht. Werden zusätzlich Begriffsbeziehungen gepflegt, können die Begriffssysteme auch als graph.ml exportiert werden.

Corona-Terminologie: Herausforderung für virtuelle Projekte

Terminologiearbeit eignet sich hervorragend für virtuelle Projekte. Corona macht sie allerdings zu einer besonderen Herausforderung. Gemeinsame Spielregeln sind immer unabdingbar, um ein Projekt zum Erfolg zu führen. So müssen sich die Projektbeteiligten nicht nur auf den Umgang mit den Feldern der Datenbank und die Vorstellung davon, was eine gute Benennung ausmacht, einigen. Um eine gute Qualität zu erreichen, müssen die Abmachungen auch von allen konsequent eingehalten werden. Dazu kommt, dass das Thema „Corona“ nicht nur global relevant, sondern auch terminologisch vielschichtig ist: So müssen neben Standard-Definitionen auch Definitionen für Experten und Definitionen in leichter Sprache recherchiert und dokumentiert werden. Wichtig ist, dass die Online-Terminologieverwaltung diese komplexen Anforderungen erfüllt.

Gemeinsam stark: Pandemology sucht Mitstreiter

Pandemology kann die Zusammenarbeit internationaler Experten im Kampf gegen das Virus erleichtern und ein globales Zusammenwachsen in der Pandemie fördern. Fest steht: Je mehr Sprachnutzer sich am Projekt beteiligen, desto stärker wird Pandemology. Die Projekt-Initiatoren sind deshalb auf Mitstreiter angewiesen – interessierte Laien und erfahrene Terminologen. Wer einen Validierungs-Account haben möchte, bekommt ihn per Mail an info@pandemology.org. Über Ideen, Wünsche und Anregungen – ob im Bereich PR/Marketing, Recherche, Validierung oder Datenbankkonzeption – freut sich das Projektteam ebenfalls.  

Nicht nur in Zeiten von Social Distancing lohnt sich die Investition in virtuelle Projekte. Corona ist irgendwann Geschichte ­– vielleicht auch, weil es Initiativen wie Pandemology gibt, die die Welt zusammenrücken lassen im Kampf gegen das Virus. Sicher ist: Virtuelles Projektmanagement wird auch in der Post-Corona Zeit noch eine wichtige Rolle spielen.

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